Piran

 

 

 

Ein tiefes, dunkles Blau umgibt die Landzunge, auf der das mittelalterliche Städchen Piran thront, ein Blau wie man es nur im Mittelmeer findet. Dahinter, in der Ferne, die Alpen mit ihren Gipfeln. In engen, verwinkelten Gassen verläuft man sich oft im kleinen Städtchen, das in manchem an Venedig erinnert. Ein Fußweg führt vom Städtchen eine Steilwand entlang nach Fiesa. Jeden Tag kann man an der Spitze der Landzunge beobachten, wie die Sonne in unglaublichen Orangetönen über der Adria untergeht.

 

Tauchen Sie aber unter, so finden Sie neben ein paar hübsch bewachsenen Felsen nahe der Oberfläche mit zahlreichen Schleimfischen große Sandflächen, die sich in ihrer Gesamtheit zu bewegen scheinen, unendlich viele Krabben bevölkern den Boden. Im Frühsommer kann man Tethys Fimbria beobachten. Sie werden überrascht sein von deren Größe! Die Sicht ist schlecht, geradezu grottig, gelegentlich ziehen Sandschwaden wie Nebel durchs Wasser. Das Wasser ist oft grau bis grünlich, die Szenerie oft unheimlich. Schnecken, Seepferdchen, Seenadeln, Flundern, Sepien, Knurrhähne und Krabben bevölkern den Boden, Hummer und Conger lugen aus Nischen. Gestreifte Flügelschnecken, Fadenschnecken in allen Variationen, gelb violette Sternschnecken (die allerschönsten), gefleckte Sternschnecken und graue dendrodoris grandiflora (die irgendwie wollig und weich wirken) findet man zu Hauf. Auch das kurzschnäuzige und das langschnäuzige Seepferdchen ist fast bei jedem Tauchgang zu sehen. Bei einem Nachttauchgang erleben wir sogar eine Seepferdchen Geburt! Hunderte Miniseepferdchen werden vom Vater ausgestoßen, der unsere Anwesenheit offenbar gar nicht zur Kenntnis nimmt. In Fiesa, wo man ebenso tauchen kann, findet sich eine Sandfläche mit Steckmuscheln, die einem Friedhof mit Grabsteinen gleicht. Wirklich aufregend wird es nachts, wenn die seltsamsten Wesen im Lichtstrahl herumkriechen oder Zitterrochen den Weg kreuzen. Oder eben des Öfteren auch ein Seepferdmann Vater wird. Am lustigsten finde ich aber immer die Krabben, die sich unter ihren Schwammhäubchen und -helmen verstecken. 

 

Piran ist für mich der Inbegriff des endlosen adriatischen Sommers mit warmen Steinen, unbeschreiblichen Sonnenuntergängen, Kirchtürmen, die hoch über mittelaterlichen Städten thronen, Segelbooten, Restaurants an der Promenade und eben auch dem Tauchen im Schlamm mit den eigenartigsten Kreaturen.

 

 

August 2016, Juni 2017, Juli 2017, Juni 2019

 

 

 

 

 

 

Druckversion | Sitemap
© Christine Rauter