Krk

 

 

Erster Bootstauchgang. Tenki, eine Höhle, die man auf ca. 8 Metern Tiefe durchschwimmt und die über und über mit gelben Krustenanemonen bedeckt ist. Kleine Drachenköpfe und Blaustreifen-Springkrebse sitzen in den Nischen und beobachten täglich die vorbei ziehenden Taucher. Auf die Bitte nach einem Foto reagieren sie allerdings meist ungehalten und kehren einem das Hinterteil zu - mag man aus dieser Geste schließen, was man wolle. Weiter geht es - nachdem man den Durchlass durchquert hat - rechter Hand um den Riffblock. Leopardenschnecken, gestreifte Flügelschnecken (sie sind so winzig) und Oktopusse sitzen auf dem Felsen. Mehrere Spalten, die jedoch meist zu eng zum Durchtauchen sind, säumen den Weg. Pfauenlippfische umschwimmen im Blau der Adria elegant den Felsblock.

 

Jahre hat es gedauert, bis ich mich als eingefleischter Tropentaucher auf das Mittelmeer eingelassen habe. Und nunmehr bin ich geradezu süchtig nach verlängerten Wochenenden (und auch ganzen Wochen) am adriatischen Meer.

 

Eine kleine Bucht bei Vrbnik, gesäumt von dunklen Nadelwäldern und karstigen Felsen, mit einem Kieselstrand und unirdisch blau-grünem Wasser beherbergt eine ganze Kolonie von langschnäuzigen Seepferdchen. Die kleinen Kerlchen versuchen sich immer wieder im "ich bin gar nicht da" Manöver oder geben sich gar als Algen aus. Wo eines ist, ist in der Regel nicht weit entfernt ein zweites, lautet die Regel. Knurrhähne sieht man auch des Öfteren in der kleinen Bucht, wenn sie ihre wunderschönen Flügel entfalten. Gelbe Gorgonien fächern sich auf im dunklen Blau, auf ihnen sitzen gelegentlich kleine Eischnecken. Blauweiße Partnergarnelen schaukeln in Anemonen hin und her.

 

Ein Nachttauchgang auf der Peltastis bringt neben unzähligen Fadenschnecken, Blaustreifen-Springkrebsen und dutzenden kleinen Drachenköpfen eine Seespinne, die etwa so groß ist wie mein Kopf. Den Conger, der während des gesamten Tauchganges durch das Wrack und die Tauchergruppen gekreuzt ist, haben wieder einmal alle gesehen außer mir. In der dunklen See wirkt das Wrack unheimlich, immer nur punktuell beleuchtet. Das Schiff sank 1968 während eines Sturms, der Kapitän und 8 Matrosen ertranken (obwohl ich in anderen Berichten gelesen habe, dass nur der Kapitän ertrunken sein soll). Es schaudert einen, wenn man an diese Schicksale denkt. Mittlerweile hat die Natur das Schiff zurückerobert und bietet unzähligen Schnecken, Krebsen, Krabben und Fischen ein Zuhause.

 

Das Städtchen Vrbnik erstreckt sich von einem Hügel bis zum Meer hinunter, eine Kirche thront oben am Hügel. Unten kleine Kieselbuchten von gewaltigen Felswänden eingerahmt. Die Stadt Krk wirkt dagegen regelrecht überlaufen mit ihren Gässchen, Geschäften und Restaurants. Tauchen kann man hier überall. Und lassen Sie sich das von einer Bekehrten sagen: Es lohnt sich, das Tauchen im Mittelmeer!

 

 

 

Mai 2017, August 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Christine Rauter