Malediven/Baa Atoll und Lhaviyani Atoll

 

 

Weiches blaues Wasser umhüllt einen, sobald man den Schritt vorwärts vom Dhoni gemacht hat. Blau blinkende Füsiliere umringen die Taucher, unten fließt ein nicht endend wollender gelber Fluss aus Blaustreifenschnappern. Die leichte Strömung trägt uns die Wand entlang. Die Sicht ist ebenso wie die Strömung moderat. Im Dunst tauchen in der Entfernung zwei Adlerrochen auf. Der erste Manta zieht über unsere Köpfe hinweg. Nach Absolvierung des Sicherheitsstopps sehe ich das Aufblitzen eines weißen Flügels, der Guide hat es ebenfalls gesehen. Wir tauchen nochmals ab. Vier Mantas flattern wie weiße Geister über die Riffkante, kreisen, kehren immer wieder zurück und missachten jeden Anstandsabstand zu den Tauchern, denen sie eine Weile folgen. Ich starre in das Auge einer der großen Rochen, während dieser im 10 Zentimeter Abstand über mich hinweg zieht. Wir verharren fast fünfzehn Minuten bei den Mantas. Meine Fotos von dem Tauchgang sind schlichtweg unverwertbar, ein Mantaauge, aus allernächster Nähe aufgenommen, die Frontallappen abgeschnitten, nur ein Viertel des Tieres am Bild. Wir sollten die Tiere auf unserer Tour noch mehrmals sehen, aber diese unglaubliche Nähe nicht mehr erleben (dafür sind dann auch die nachfolgenden Fotos besser geworden).

 

Wir setzen ins Lhaviyani Atoll über, zumal in der Hanifaru Bay noch keine Mantas gesichtet wurden und die Guides beschlossen hatten, nach einem Tag im Lhaviyani Atoll noch einmal unser Glück in der Hanifaru Bay zu versuchen. Wir betauchen die Kuredu Caves, herrliche Überhänge mit einer Unzahl an Schildkröten, Lobstern, Muränen, ein paar grauen Riffhaien und einem Geisterpfeifenfisch. Auch die beiden Wracks am Shipyard, die wir übrigens beim ersten Versuch verfehlt haben, erweisen sich als herrlich bewachsenes Paradies. Oben döst ein Ammenhai am Wrack während Falterfische und Fahnenbarsche umherwuseln. Der Bug des aufrecht stehenden Schiffes, der auf vielen Bildern noch aus dem Wasser ragt, ist mittlerweile abgebrochen und unter die Wasseroberfläche gesunken.

 

Zurück im Baa Atoll entdecken wir neben der Tatsache, dass der Ozean offensichtlich auch über eine Waschmaschinenfunktion verfügt, zahlreiche Mantas an Putzerstationen. Die Hanifaru Bay verweigert uns aber nach wie vor die Full Moon Party, das Gebiet wird von den Rangern regelmäßig mit Drohnen abgeflogen, die flatterhaften Kerlchen wollen aber derzeit offensichtlich einfach nicht in der Bucht ihre Plankton Parties feiern.

 

Ein Nachttauchgang bringt gebänderte Scherengarnelen, Seenadeln, Schnecken, Plattwürmer, Federsterne und kleine Muränen. Fast bei jedem Tauchgang begegnen uns graue Riffhaie, Schildkröten, große Zackenbarsche und große Rochen sowie Schulen von Blaustreifenschnappern, Orientsüßlippen und Buckelschnappern.

 

Trotz der scheußlichen Entwicklung, die die Malediven an der Oberfläche erfahren (es wird aufgeschüttet und gebaut und gebaut) herrschen unter Wasser wohl immer noch fast paradiesische Zustände - auch wenn die Mantas diesmal nicht mit uns in der Hanifaru Bay feiern wollten.

 

August 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Christine Rauter