„Welcome to the kingdom!“ begrüßt mich der Grenzbeamte bei der Einreise enthusiastisch während ich meine Fingerabdrücke abgebe und mich ergeben abfotografieren lasse. Ob ich das erste Mal in Saudi Arabien sei, will er wissen, wobei er sehr hoffe, dass es mir gefallen werde.
Die ersten Tauchgänge im Gebiet der Five Corals erschlagen einen schier mit Farbe, Farbe und nochmals Farbe. Steilwände ergießen sich wie rosa und lila Wasserfälle in die Tiefe, silber glänzende Makrelen schießen über das rosarote Gebüsch. Anthiasschwärme pulsieren orange über pinken Weichkorallen. Ich fühle mich wie im Barbieland. Eine enorme Anzahl von Anemonenfischen schwimmt im Zick Zack über die roten und pinkfarbenen Anemonenstöcke. Beim Maria Reef wuchert ein zumindest hundert Meter breites Anemonenfeld vor sich hin, sodass man fast zehn Minuten benötigt, um dieses zu passieren. Dort sind derart viele Anemonen, dass bei weitem nicht alle über eine Clownfischfamilie verfügen, ein absolutes Überangebot an Wohnmöglichkeiten für die zierlichen Fischchen. Nun muss man dort aber leider feststellen, dass auch Anemonen bleichen können und einige Exemplare wiegen sich kränklich und blass in der Strömung.
Bei den Seven Sisters kreuzen große Barrakudaschwärme, Napoleons und viele Makrelen über dem prächtigen Weichkorallenbestand. Die dort häufig anzutreffenden Hammerhaie und auch Tigerhaie sichten wir allerdings nicht, auch wenn der Guide versichert, dass bei der Tour in der Woche zuvor ein massiger Tigerhai auf dem Plateau von Shaab Sulfani gesessen hätte. Auch die Seven Sisters bestehen größtenteils aus Steilwänden, die sich zum Teil fast senkrecht in die Tiefe stürzen (laut Angaben des Veranstalters bis zu 300 Meter), wobei die Riffe vom Aufbau her alle sehr ähnlich sind: Es gibt ein Nordplateau, ein Südplateau und dazwischen ganz viel Steilwand. In den unteren Bereichen finden sich einige Ansammlungen von roten Peitschenkorallen, die herrliche Bögen für die Taucher bilden.
Derzeit kreuzen in ganz Saudi Arabien nur zwei Tauchsafarischiffe, sodass wir die Riffe allesamt für uns alleine hatten. Eine Tatsache, die sich mit Sicherheit in den nächsten Jahren rasch ändern wird. Nach einer Woche ist mir ganz schummrig von so vielen farbenfrohen Riffen, von so viel Leben und stetiger Bewegung. Lediglich die Riffe im Nahbereich von Jeddah sind seicht, ziemlich gebleicht und auch relativ leer.
Die saudi-arabische Farbwelt an den steilen Wänden hingegen ist mit ihrem Rosa, Lila, Orange und Pink derart hypnotisch, dass ich bereits unmittelbar nach meiner Rückkehr die nächste Tour ins Königreich der Riffe überlege.
Oktober 2023