Myanmar

 

 

Schuld an allem hat nur der Munzinger, der da in seinem Buch "100 Tauchplätze" sprach, den Mergui Archipel solle man besuchen. Ich las das und einen Moment später - wie es genau geschehen ist, vermag ich selbst nicht zu beurteilen - hielt ich bereits eine Buchungsbestätigung für eine Tauchsafari in besagtem Archipel in Händen.

 

Der Mergui Archipel besteht aus ca. 800 Inseln, von denen viele als schroffe Felsen wie gewaltige Türme in den Himmel ragen. Andere haben pulverweiße oder beige Strände und Dschungelwälder. Die Grillen tönen am Abend wie schrille Kreissägen. Adler ziehen unentwegt ihre Bahnen über Schiff und Inseln.

 

Unter Wasser ragen Felsnadeln oft fast bis an die Oberfläche, die üppig mit Gorgonien und rosa Weichkorallen bewachsen sind. Es gibt eine Vielzahl von Höhlen und Durchlässen, insbesondere unter den Kalksteininseln. Die schönste ist eine riesige kathedralenartige Untertunnelung einer kleinen Kalksteininsel. Am Eingang versammeln sich tausende und abertausende Fische, der Tunnel selbst ist zur Gänze mit Muscheln besetzt. Am Ende wird es etwas enger, man wählt den linken Ausgang und gelangt auf der anderen Seite der Insel wieder ins offene Meer. Eine Unzahl von Schnecken, Seenadeln, Seepferdchen, Anglerfischen, Geisterpfeifenfischen und anderes Kleingetier begegnet einem auf den Tauchgängen. Daneben gibt es riesige Barrakuda Schwärme, Seeschlangen, Sepien, Oktopusse und Muränen. Die Strömung ist teilweise gewaltig (es ist Vollmond) und zwingt einen manchmal in den Windschatten von Felsen. Bei einem Tauchgang zähle ich vier Seepferdchen (der Rekord ist weit höher). Selten habe ich so viele Skorpionsfische gesehen, mir scheint der Boden ist völlig bedeckt mit den Kerlchen und ich gebe nach einem Beinahe- Zwischenfall besonders acht, wenn ich beim Fotografieren meinen Finger auf totem (oder eben auch gar nicht so totem) Material abstütze. Ein Bambushai döst unter einem Felsen. Große Schwärme von Fledermausfischen umkreisen uns an manchen Tauchplätzen. Auch Quallen gibt es reichlich, mit denen ich etwas zu nahe Bekanntschaft schließe.

 

Ein Tauchgang bleibt mir besonders in Erinnerung, wir durchqueren nachts den Tunnel unter der Insel, aber ohne unsere Lampen einzuschalten, um die totale und vollkommene Dunkelheit zu erfahren. Jede Bewegung verursacht ein Funkeln und Sprühen und bald weiß man nicht mehr, wo vorne und hinten, unten und oben ist. Gelangt man auf der anderen Seite der Insel wieder ins offene Meer, erscheint einem die nächtliche See geradezu hell, obwohl die Lampen immer noch ausgeschaltet sind. Der Großteil der Gruppe verliert allerdings im Tunnel die Orientierung (aufgrund der Breite des Tunnels bemerkt man auch eine 180 Grad Wendung oft nicht), sodass ein Stapel ineinander verkeilter französischer Taucher im Dunkeln auf ihre Erlösung durch den Guide wartet (was offensichtlich so manchem Taucher einen Vorwand bietet, zärtlich die Hand der überaus gutaussehenden Nachbarin zu ergreifen, um nach dem Tauchgang zu erklären, man habe sich doch offenbar im Dunkeln verwechselt).

 

Andere Schiffe oder Taucher bekommt man während der ganzen Woche nicht zu Gesicht. Leider treiben viele Fischer ihr Unwesen an den schönsten Tauchplätzen, Myanmar ist ein armes Land. Eine Unterschutzstellung zumindest einiger Gebiete erscheint jedoch unbedingt erforderlich, es gab bereits derartige Bestrebungen, die aber aber letztendlich (noch) nicht zur Umsetzung eines Schutzgebietes geführt haben.

 

Am Ende bleibt mir nur zu sagen, Myanmar, ich komme sicher wieder...

 

 

Februar 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Christine Rauter