Bali

 

 

 

Ich liege im Garten des Hotels während mächtige Bäume in den letzten Sonnenstrahlen grün-golden im Wind rauschen. Selten habe ich so eine Ruhe verspürt. Insekten flirren durch die letzten Sonnenstrahlen und verschwinden im Schatten. Wasser - ebenso von der Sonne vergoldet - plätschert wie flüssiges Messing über die vielen Brunnen im Garten. Hinter uns ragt der mächtige Vulkan bedeckt von Wäldern und Dschungel in den abendlichen Himmel. Die Insel der Götter, Geister und Dämonen macht sich für die Nacht zurecht.

 

Auch die Tierwelt steht den fantasievollen Statuen und Figuren, die sich überall auf der Insel finden, an Seltsamkeit und fantasievollen Formen in nichts nach: Filigrane Geisterpfeifenfische in Schwarz und Gelb sowie durchscheinend in Rot und Orange mit ihren filamentartigen Ausbuchtungen begegnen uns bei jedem Tauchgang, fast immer sichten wir zumindest zwei oder drei der zierlichen Exemplare: Die Geisterpfeifenfische haben offenbar beschlossen, von Bali aus die Welt zu erobern. Orang-Utan Krabben, leuchtend blaue Geistermuränen, Garnelen aller Art lugen aus Löchern, Ritzen und Rillen im Meeresboden. Schnecken ziehen in völlig unterschiedlichen Größen über den Meeresgrund: Winzig kleine gelb-schwarze Pikachu Schnecken, große, selbst mit Weitwinkelobjektiv ablichtbare Schwarzrand-Sternschnecken wandern über dunklen Vulkansand, gepunktete Hypselodoris Tyroni kriechen immer zu zweit hintereinander über dunkles Gestein.

 

Als wir das berühmte Liberty Wrack betauchen, kommentiert dies ein am Parkplatz anwesender Straßenverkäufer mit „The Liberty wreck is like a market underwater“ und Recht hat er! Ganze Horden von Tauchern umschwimmen täglich das Wrack, ein regelrechtes Gedränge unter Wasser; vom Discover Scuba Taucher bis zum Open Water Kursler werden diese zum Teil mit beiden Beinen und Armen strampelnd von ihren Guides durch das Wasser und um das Wrack gezerrt.  Und doch ist es zu Recht einer der berühmtesten Tauchplätze Balis! Das Wrack ist riesig, der Bewuchs herrlich, Gorgonien, Hartkorallen, Anemonen und Schwämme wachsen auf dem alten Schiffsrumpf. Skorpionsfische dösen am Wrack, Schnecken kriechen über altes Metall, Garnelen hausen in jeder Ritze, Mantis Shrimps lugen aus Löchern im Boden, ein Oktopus geht vor dem vielen Blubber in Deckung. Auf den ersten Metern des Tauchplatzes noch bevor man das Wrack erreicht, stecken Geistermuränen ihre Köpfchen aus den schwarzen vulkanischen Kieselsteinen. Ganze Wolken von winzigen blaugelben Riffbarschen pulsieren auf den ersten Metern des Tauchgangs.

 

Wir wohnen bei unserem Aufenthalt übrigens im etwas weniger touristischen Norden der Insel, wo die Welt noch in Ordnung ist, die berühmten Touristenorte im Süden können getrost als der Vorhof zur Hölle bezeichnet werden. Natürlich statten wir dennoch den „touristischen Höhepunkten“ einen Besuch ab, wobei allerdings die Affenliebe meiner Schwester im Monkey Forest einen schweren Dämpfer erfuhr… die auf dem Foto abgebildete Affendame tat ihre massive Verärgerung kund nachdem ihr meine Schwester den Inhalt ihrer Gürteltasche nicht überlassen wollte. Tja, am Ende geht es doch immer nur ums Geld… oder eben um Bananen.

 

August 2025

 

 

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© Christine Rauter